Viele davon würden nicht mal ne Kickstarter-Kampagne erfolgreich bestehen, geschweigedenn von irgendeinem Publisher mit dicker Kohle finanziert. Das bringt mich zu meinem eigentlichen Thema: New'n'Tasty Oddworld Abe's Oddysee. Just erschienen auf der PS4, entwickelt von Just add Water, unter der Schirmherrschaft von Serienerfinder Lorne Lanning. Kostet stolze 21 Euro, ist aber mal ein HD-Remake, das sich sehen lassen kann. Komplett neu gestaltet in 3D mit scrollender Grafik statt Einzelscreens, wunderschön, optional erheblich einfacher und auf jeden Fall viel fairer als das Original. Das ist aber gar nicht der Punkt. Der Punkt ist, dass das Spiel thematisch keine Sekunde gealtert ist. Schon 1997 war die Message des Spiels deutlich und für ein Videospiel erstaunlich reif. Ernsthaft, 90% der Videospiele dieser Zeit waren purer Eskapismus, was vollkommen okay ist. Und dennoch oder gerade deswegen war es wirklich beeindruckend ein Spiel zu spielen, das mit einer Message daherkam und dann auch noch künstlerisch von so großem Talent zeugte. Ein Sklave der modernen Welt befreit sich und sein Volk aus den Fesseln eines kapitalistischen Systems. Nicht gerade etwas für einen erfolgreichen Produktpitch. Und gerade deshalb konnte das Spiel damals bei mir so großen Eindruck hinterlassen. Sicher nicht wegen der tollen Spielbarkeit oder des ausgewogenen Schwierigeitsgrads. Ich hab das Original neulich noch mal gespielt und nach 30 Minuten festgestellt, dass ich völlig verweichlicht bin. Aber damals wie heute war es eben das künstlerische Design und die simple, aber energische Botschaft, die mich beeindruckt hat.
Immer, wenn sich eine laute Minderheit im Internet darüber beschwert, dass Videospiele nicht als Kunstform akzeptiert werden, schaue ich mir die aktuellen Verkaufscharts an und frage mich wer da so ein Fass aufmacht. Ich habe sämtliche Starttitel der PS4 hier und alle nach wenigen Stunden wieder weggelegt. Okay, außer AC IV, aber in erster Linie natürlich, weil es ein Spiel der Firma ist, in der ich arbeite. Ich werfe es aber der Fairness halber mal mit den anderen Spielen in einen Topf. Ich will nicht von Genres oder Vorlieben anfangen, aber thematisch waren viele der Spiele zumindest heikel. Wann wurden Ego-Shooter zu Chuck Norris? Ich ballere klischeehafte Feindbilder nieder und alles nimmt sich bierernst. Ich bin mit zerfetzenden Dämonen aufgewachsen, ich habe Dinosaurier und Zombies getötet. Heute schieß ich auf Chinesen, Nordkoreaner oder Südamerikaner. Holy Shit, was ist passiert?
Zurück zu Abe. Es war "nur" ein Spiel, man könnte die übermittelte Botschaft auch als plump bezeichnen und Videospiele sollen doch on erster Linie Spaß machen. Alles richtig. Es kam einfach zu einer Zeit raus, in der mein moralischer Kompass sich bildete und dieses Spiel hat dazu beigetragen, wie ich heute denke. Wenn ich im Supermarkt einkaufen gehe und sehe, was mir da alles verkauft wird, ich habe ständig die Bilder der Fleischfabrik von Abe im Kopf. Nun bin ich ein inkonsequenter Mensch und geh trotzdem ab und zu zu McDonalds, nicht nur besoffen mitten in der Nacht, aber die Erkenntnis, dass etwas in dieser Welt wirklich schief läuft, muss doch auch schon mal was wert sein. Innerhalb meiner Möglichkeiten versuche ich so gewissenhaft wie möglich das richtige zu tun. Das Schulterzucken, die Gleichgültigkeit und der Einsatz des Begriffs Gutmensch machen mich jedenfalls aggro.
Also, macht was für Videospiele. Kauft das:
Es tut gut mal wieder etwas von dir zu hören, nach so einer langen Zeit der Abstinenz. Oddworld wird gekauft, schreib doch aber bald mal wieder regelmäßig.
AntwortenLöschenDer Post ist auch schon wieder eine Weile her. :D
AntwortenLöschenNaja hast bestimmt viel zu tun, kann man verstehen.
Nachdem ich mir die Tage mal wieder die alten Playzone DVD's reingezogen habe, vermiss ich dich wieder total. :(